Allianz, Varta, Telekom – Sowas hat man lange nicht gesehen
Der Aktienmarkt ist ein Kuriosum. Wohl nirgends sonst werden Käufer so skeptisch, wenn etwas billiger wird. Aktien sollte man manchmal wie im Supermarkt betrachten.
Jeden Sonntag gehen Millionen Deutsche auf die Jagd nach den neusten Wurfzetteln im Briefkasten. Wo ist Butter günstig, wo ist der Liter Milch unter einem Euro zu haben und welchen Joghurt gibt es im Angebot, wo ist der Kasten Wasser in der Aktion? Sehen wir Aktien wie BASF, VW, SAP oder Infineon mal als Butter und Joghurt. Sie sind im Angebot - bloß wie sehr? Das zeigt eine Auswertung der Abstände zu den Rekordhochs sowie der Abschläge auf langfristige Bewertungskennzahlen bei deutschen TOP-Titeln.
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Fundamental gesehen stehen der DAX und viele Aktien zumindest auf den ersten Blick zu Schnäppchenpreisen im Schaufenster. „Auf Basis des KGVs gibt es im Sommer 2022 den Euro Stoxx 50 sowie den DAX günstiger als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre, nachdem die Indizes in der jüngeren Vergangenheit fast durchweg mit einem Aufschlag gehandelt wurden“, zeigt Franz-Georg Wenner von Indexradar. Natürlich birgt jede Berichtssaison Risiken und Gewinnrevisionen sind zu erwarten. Aber selbst dann bekommt man den Index schon jetzt zu einem attraktiveren Preis als noch vor einigen Monaten. Kurse unter 10.000 sind aber selbst im schlimmsten Fall kaum zu erwarten. „Knapp unter der runden Schwelle würde der DAX zum Buchwert gehandelt. Seit der Jahrtausendwende endeten alle größeren Bärenmarkt bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von ungefähr eins“, erinnert Jürgen Molnar von RoboMarkets in einer Auswertung an vergangene Bärenmärkte.
Bärenmarkt deluxe bei Einzelaktien
Bei Einzelaktien fallen die Übertreibungen nach oben und unten natürlich stärker aus als bei Indizes. Längerfristige Mittelwerte wie das durchschnittliche KGV der vergangenen zehn Jahre helfen, die aktuelle Bewertung besser einzuordnen. Zykliker haben unter den Rezessionsängsten besonders stark gelitten und weisen daher die stärken Abschläge auf. „Aktien wie Continental, HeidelbergCement, Infineon und Volkswagen werden auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr rund 40 bis 50 Prozent günstiger gehandelt als im langfristigen Durchschnitt“, so eine Auswertung auf Datenbasis von Wallstreet:Online und Smartbroker. Als Faustregel gilt, dass in einer Rezession je nach Branche mit einem Gewinnrückgang von 20 bis 30 Prozent gerechnet werden sollte.
Vor diesem Hintergrund weisen die Zykliker im DAX somit bereits Schnäppchenpriese auf. Aber selbst defensive Qualitätstitel wie Allianz, Deutsche Telekom und Linde werden bereits mit einem ordentlichen Abschlag von 20 Prozent gehandelt. Dazu kommt eine auf dem aktuellen Niveau attraktive Dividendenrendite, die bei Werten wie Allianz, Mercedes-Benz und Deutsche Post oberhalb von fünf Prozent liegt. „Mit dem Kursverfall vieler Aktien ist gleichzeitig die Volatilität vielfach geklettert“, weist Sebastian Bleser von UniCredit auf interessante Konditionen für Derivate hin.
Daten und Fakten als Leitplanken
Und auch beim Abstand der Aktien zu ihren Bestmarken gibt es Überraschungen. Lässt man DAX-Neuling Daimler Truck außen vor, erreichten mit Linde und Siemens immerhin zwei Indexschwergewichte dieses Jahr ein frisches Rekordhoch. Insgesamt aber sieht das Bild traurig aus. „Lediglich die Papiere der Deutschen Börse liegen weniger als zehn Prozent unter ihrer Bestmarke, während die 40 Titel im Durchschnitt etwa 50 Prozent unter ihrer Bestmarke zu haben sind“, berechnet Analyst Stefan Riße von Acatis. Der DAX selbst weist hingegen nur ein Minus von 20 Prozent auf. Wie kann das sein? Im Index gibt es einige Rohrkrepierer, die schon lange dabei sind und trotz der Rally seit 2009 nur unwesentlich aufgeholt haben. Continental, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, E.ON und Infineon liegen 75 bis 90 Prozent unter ihrem Hoch und verzerren so natürlich den Durchschnitt. Der Abstand zum Rekordhoch ist daher wenig hilfreich. Bessere Dienste liefert die Differenz zum 200-Tage-Mittelwert. So gibt es Aktien wie HeidelbergCement, Deutsche Post, VW, Adidas und Siemens Stand Mitte Juli rund 20 Prozent tiefer als im Mittel der vergangenen 200 Handelstage, wie auch Daten des Smartbroker zeigen.
Solche Schnäppchen wie derzeit hat man also aus fundamentaler und technischer Sicht schon länger nicht mehr in der Auslage gesehen. Anleger müssen nur die psychologischen Hürden überwinden. Wie die Vergangenheit zeigt, wird Mut an der Börse langfristig belohnt.
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