Strafzinsen und mögliche Folgen des Brexit
Für den Fall eines Brexit hatte George Soros einen „Schwarzen Freitag“ vorhergesagt. Nicht sonderlich gewagt war diese These, eingetreten ist sie leider dennoch. Umso wichtiger wird die kurz- und mittelfristige Reaktion der EZB und der weltweiten Notenbanken sein. Kurzfristig rückt der Blickpunkt der Investoren auf die Spanien-Wahl am kommenden Sonntag. Wie könnte es am Aktien, Währungs- und Rohstoffmarkt in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen -Egmond Haidt nimmt eine kurze Analyse vor.
Die schlimmsten Befürchtungen der Investoren werden wahr: die Briten haben sich für den Ausstieg aus der EU entschieden. Entsprechend groß sind die Kursrückschläge am weltweiten Finanzmarkt. Der DAX und Euro-Dollar brechen ein. Wie stark Investoren aus riskanten Investment flüchten, zeigt einmal mehr das Währungspaar Dollar-Yen an. Der Yen schießt nach oben, weil der Carry Trade aufgelöst wird.

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Einer der ganz wenigen Gewinner ist heute der Goldpreis. Der Kurshüpfer um lediglich 5 Prozent erscheint angesichts des Kursrückschlags am weltweiten Aktienmarkt und den Turbulenzen am Währungsmarkt aber eher gering.
Handwerkszeug für den DAX
Wer beim DAX kurzfristig auf steigende Kurse steigen möchte, greift zum Turbo-Bull mit der WKN DX8LRE. Wer auf fallende Kurse setzt, nimmt den Turbo-Bear mit der WKN PB6JNG. Wir starten heute um 14:00 Uhr ein Sonderwebinar zum Brexit – Daniel und Egmond schauen sich das Blutbad den Aktien- und Devisenmärkten genauer an. Hier geht’s zur Anmeldung…

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Sehr deutlich ist die große Eröffnungslücke zum heutigen Auftakt zu sehen, am späten Vormittag erreicht der DAX zumindest wieder die kürzlich erreichte Unterstützung bei 9500 Punkten. Doch die Lage bleibt natürlich angespannt, sowohl bei 9800 als auch bei 9000 liegen weitere Kurslücken, die bisher noch offen sind.
Zykliker brechen ein
Nach der „überraschenden“ Entscheidung der Briten – wir hatten in unseren Webinaren trotz der Zahlen der Wettbüros wiederholt auf das hohe Risiko eines Brexit hingewiesen – brechen die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank mit 20 Prozent am Stärksten ein. Dafür gibt es etliche Gründe. Einerseits belastet der Einbruch bei den Zinsen die Bankaktien, denn damit kommt das Handelsgeschäft mit Anleihen stark unter Druck.
Denn wenn die Anleihenkurse immer weiter steigen, handeln die Kunden der Banken, wie Pensionsfonds, weniger mit den Papieren. Andererseits verschlechtert sich die Zinsmarge der Banken weiter. Neben den Banken brechen aber auch die Aktien vieler Zykliker ein, wie Daimler, BMW aber auch BASF, weil sich mit einem Brexit die Perspektiven für die britische Wirtschaft ebenso eintrübt, wie für die europäische und die Weltwirtschaft insgesamt.
Bei einer Abschwächung der Konjunktur in Britannien und einer starken Abwertung des Euro trüben sich die Perspektiven für die Autobauer deutlich ein, wie wir in diesem Beitrag aufgezeigt hatten. Nach dem Brexit sollte sich die Deutsche Börse eine mögliche Übernahme der London Stock Exchange lieber zweimal überlegen, denn der Finanzplatz London könnte deutlich an Bedeutung verlieren.
Wie aggressiv wird die EZB reagieren?
Auf welchem Niveau der DAX heute seinen Boden findet, wird ganz entscheidend von der EZB abhängen. EZB-Chef Mario Draghi könnte die Investoren einmal mehr mit aggressiven Maßnahmen überraschen. Nachdem der ohnehin 80 Mrd. Euro pro Monat druckt und damit Staats- und Unternehmensanleihen kauft, könnte er doch überraschend sagen, dass er künftig auch Aktien kaufen wird.
Dass könnte einen noch größeren Einbruch des DAX verhindern. Draghi ist für seine „unorthodoxen“ Maßnahmen bekannt. In den vergangenen Jahren ist seine Geldpolitik, nicht zuletzt durch die Einführung von Strafzinsen immer absurder geworden.
Sorgen vor dem Auseinanderbrechen des Euro
Wegen des Brexit dürfte bei Investoren zunehmend Sorgen vor der Spanien-Wahl am Sonntag hochkochen. Laut den neuesten Umfragen käme das Wahlbündnis Unidos Podemos („Gemeinsam können wir“), ein Bündnis zwischen Podemos und der kleinen Vereinigten Linken, auf rund 25 Prozent kommen und damit die damit die Sozialistische Arbeiterpartei PSOE (22 Prozent) vom zweiten Platz verdrängen. Podemos strebt nicht nur einen Austritt aus dem Euro, sondern auch einen Schuldenerlass für Spanien und etliche andere Länder der Euro-Zone an. Der niederländische Rechtspopulist
Geert Wilders fordert EU-Referendum auch in den Niederlanden. “Bye bye Brüssel. Die Niederlande werden die Nächsten sein!”, schrieb er auf Twitter. Und Marine Le Pen, Vorsitzende der rechtsextremen Partei Front National, hat nach dem Brexit-Votum weitere Abstimmungen in den EU-Mitgliedsstaaten gefordert.
Strafzinsen belasten den Aktienmarkt
Sollte es dazu kommen, wächst die Gefahr, dass die EZB ihre Geldpolitik noch weiter lockert und die Strafzinsen noch weiter nach unten drückt. Etliche Investoren hoffen, dass das den Aktienmarkt in der Euro-Zone stützen wird. Die Gefahr ist aber, dass dieser Schuss gewaltig nach hinten losgeht.
Denn durch immer niedrigere Zinsen wird den Sparern immer mehr Geld entzogen, wodurch die Wirtschaft – und damit die Gewinnperspektiven der Unternehmen – belastet werden. Strafzinsen stützen also nicht etwa den Aktienmarkt, sondern belasten ihn. Obwohl die EZB in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 700 Mrd. Euro gedruckt und die Strafzinsen immer weiter in den negativen Bereich gedrückt hat, war der DAX und der Aktienmarkt in der Euro-Zone insgesamt schon vor dem Brexit-Referendum deutlich im Rückwärtsgang. Sollte die EZB nun die Dosis erhöhen, dürfte das eher kontraproduktiv für den DAX sein.
Wie schnell könnte die EZB daher den Kauf von Aktien oder die Einführung von Helikoptergeld ankündigen? Dies diskutieren wir kommende Woche in den Webinaren.
http://www.sueddeutsche.de/politik/brexit-referendum-voller-angst-in-die-historische-katastrophe-1.3049120
Hallo,
Respekt Egmond Haidt. Kein bisschen Schadenfreude, Hätte ich mir kaum verkneifen können an seiner Stelle.
Uwe
Er ist selbst nicht happy darüber, was passiert ist. Auch wenn er richtig lag;-(
Opern Turm Live war gestern echt genial. Erst wollte ich die Positionen im Dax noch laufen lassen. Nach eurer (für mich ernüchternden) Analyse, was in den letzten Tagen schon alles gelaufen ist und man an Gewinnmitnehmen denken sollte, habe ich meine Dax-Positionen doch vorher geschlossen. Gleichzeitig habe ich dann eine Order bei 9350 und 9200 reingelegt. Ab und zu muss man auch mal Glück haben. Eure Webinare sind echt spitze und geben ja schon ein guten Weg für das Handeln vor. Großes Lob und weiter so. Danke an das gesamte Feingold Research Team.