Notenbanken verspielen Vertrauen
Am 15.Juni wird es wieder soweit sein – Janet Yellen entscheidet als Vorsitzende der FED über die Notenbank der USA. (Lesen Sie auch diesen Beitrag zu Mario Draghi bei Bilanz). Dabei handelt die 69-Jährige unabhängig, wie auch die Kollegen Mario Draghi in Frankfurt und Haruhiko Kuroda in Tokio. Die Zentrallbankunabhängigkeit ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Wie spielen das Szenario durch: “Was wäre, wenn Zentralbanken nicht unabhängig wären?” Dazu haben wir uns eine Studie von Pimco angesehen. Hier finden Sie den ersten Teil der Studie.
Ein Argument für die unmittelbare Einbindung und Verantwortung von Regierungen ist die Tatsache, dass viele Entscheidungen, die erforderlich sind, um die größten Probleme von heute zu lösen, bedeutende Verteilungskonsequenzen haben und damit eher in den Bereich der Finanzpolitik als der Geldpolitik fallen. Man denke nur an die Entscheidung, ein großes Finanzinstitut zu retten oder ein anderes untergehen zu lassen (da fallen einem viele Namen aus der Finanzkrise von 2008 bis 2009 ein).
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Man denke nur an die Entscheidung, die Rolle des Kreditgebers der letzten Instanz zu übernehmen (da fallen einem einige Namen aus der jüngsten Krise in der Eurozone ein). Oder man denke an die Entscheidung, im grossen Stil Vermögenswerten des öffentlichen und/oder privaten Sektors anzukaufen und negative Zinssätze einzuführen, um zu versuchen, die Inflation wieder auf das angestrebte Niveau zu bringen. All das sind schwere Entscheidungen für eine unabhängige Zentralbank, die dann, falls sie sie trifft, von denjenigen scharf kritisiert wird, die bei der daraus resultierenden Umverteilung verlieren.
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Unabhängige Zentralbanken dienen auch oft als willkommene Sündenböcke für Politiker, die sich scheuen, selbst harte Entscheidungen zu treffen. Während der Krise der Eurozone schreckten Regierungen immer wieder davor zurück, die Staatsschulden- und Bankenkrisen ein für alle Mal mit fiskalpolitischen Instrumenten zu lösen. Sie verließen sich vielmehr auf das Einschreiten der Europäischen Zentralbank, nur um anschließend zu kritisieren, dass die Geldpolitik ihre Grenzen überschritten habe.
Egmond Haidt hat sich am Dienstag mit der FED beschäftigt:
Euer Egmond – Aufzeichnung hier.
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Das Ziel im Auge behalten
Wenn das (nahezu) Undenkbare wahr würde und Zentralbanken bei der Gestaltung ihrer Politik wieder der Aufsicht der Regierung unterstellt würden, was würde das unter praktischen Gesichtspunkten für die Wirtschaft und die Märkte bedeuten? Ein nahezu sofortiger Effekt wäre ein (derzeit willkommener) Anstieg der Inflationserwartungen, da die Regierung ihren Einfluss auf die Geldpolitik ausweiten würde.
Außerdem könnten Zentralbanken den gesamten Finanzsektor umgehen, indem sie die Regierung direkt mit frisch geschaffenem Geld ausstatten würden – zum Beispiel durch Gutschriften auf dem Konto der Staatskasse bei der Fed –, das die Regierung dann in Form von Steuernachlässen oder erhöhten Staatsausgaben an die Öffentlichkeit verteilen könnte –Helikoptergeld.
Dies könnte eine viel direktere und effizientere Möglichkeit sein, ein Nachfragedefizit abzubauen und die Inflationserwartungen anzuheben, als auf die Quantitative Lockerung zurückzugreifen, bei der begehrte sichere Finanzwerte dem Markt entzogen werden – etwa Staatsanleihen oder hochwertige Unternehmensanleihen – oder eine Negativzinspolitik einzuführen, was ein Experiment mit ungewissem Ausgang ist.
Gewiss gibt es andere Wege, Helikoptergeld zu schaffen, als formal die Zentralbankunabhängigkeit abzuschaffen. Der frühere Fed-Vorsitzende Ben Bernanke hat einen sehr interessanten Vorschlag dazu gemacht, wie das funktionieren könnte. Im Wesentlichen besteht die Idee darin, dass die unabhängige Fed entscheidet, wie groß die Geldspritze sein muss, um die vorgegebenen Beschäftigungs- und Inflationsziele zu erreichen, und dann dem Konto der Staatskasse diesen Betrag gutschreibt. Dann wäre es Aufgabe der Regierung, dieses Geld auf die ihr geeignet erscheinende Art und Weise zu verteilen.
Die Probleme von heute ins Visier nehmen
Kritiker argumentieren, das Hauptproblem der Zentralbankunabhängigkeit bestehe darin, dass sie erfunden wurde, um ein Problem, nämlich hohe Inflation, zu lösen, das es heute gar nicht mehr gibt. Hindert ihre Unabhängigkeit die Zentralbanken daran, die direktesten und effizientesten Lösungen für die Probleme von heute zu verfolgen? Tatsache ist: Eine aggressive unabhängige Geldpolitik auf der ganzen Welt hat noch nicht für Inflation gesorgt, und die finanzpolitische Zeitschinderei hält an. Eine Union von Fiskal- und Geldpolitik könnte eine Option werden, wenn die Wirtschaft auf diesem Kurs bleibt.
Quelle: Pimco
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